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Einblick in das Ökosystem des Waldes: Interview mit dem Triesenberger Förster

Zum Auftakt unseres Aufforstungsprojektes im Triesenberger Wald haben wir ein spannendes Interview mit dem Gemeindeförster Herr Thomas Zyndel geführt. Er hat uns die wichtigsten Fragen rund um das Ökosystem des Waldes beantwortet.

Herr Zyndel, was ist Ihrer Meinung nach der grösste Feind des Waldes?

"Dies sind zwei Faktoren: Einerseits setzt der Klimawandel dem Wald zu und andererseits beschäftigt uns der anhaltend hohe Wilddruck."

Wieso ist der Klimawandel eine Bedrohung für den Wald?

"Aufgrund der steigenden Temperaturen verändern sich die Bedingungen für die jeweiligen Pflanzenarten – Trockenperioden werden länger und nehmen in der Anzahl zu, Niederschläge werden kürzer aber intensiver und die Schneefallgrenze steigt an. Das sind alles Faktoren, an welche sich der Wald zuerst gewöhnen muss. Einzelne Baumarten wie z.B. die Fichte haben vermehrt Schwierigkeiten, in tiefen Lagen zu überleben, was dazu führt, dass der Anteil an Laubholz in den tieferen bis mittleren Lagen zunimmt. Der Wald ist zwar anpassungsfähig, aber dieser Prozess dauert, insbesondere für uns Menschen, sehr lange. Zudem begünstigen die milderen Temperaturen auch die Vermehrung von Schädlingen, wie z.B. von Borkenkäfern oder Pilzen, welche vor allem monoton einförmige Waldbestände befallen."

Wo sehen Sie die Bedrohung durch das Wild?

"Die Freizeitaktivitäten der Bevölkerung im Wald oder im direktem Umfeld des Waldes nehmen stetig zu. Dadurch werden die Wildtiere immer mehr in schlecht zugängliche Waldpartien gedrängt. Zudem finden diese Aktivitäten fast rund um die Uhr statt. Das Problem liegt nun darin, dass die Wildtiere nicht mehr aus dem Wald kommen, um ihre Hauptnahrung auf den angrenzenden Wiesen zu konsumieren. Dementsprechend füllen sie Ihren Speiseplan nun mit Trieben oder Knospen der Jungbäume und dies meist auch noch an Orten, wo der für die Bevölkerung wichtige Schutzwald steht. Zusätzlich werden die Bäume beschädigt durch das "Schälen" (Hirschwild schält mit den Zähnen die frische Rinde der jungen Bäume ab) und das "Fegen oder Schlagen" (die männlichen Tiere von Hirsch und Reh streifen nach Abschluss des Geweihwachstums den Bast des frischen Geweihs an jungen Bäumen ab). Die Summe dieser Schäden führt schliesslich zu einem Ausfall an Jungbäumen, welcher ganze Baumgenerationen gefährdet oder sogar verhindert."

Welche Schutzmassnahmen ergreifen Sie für einen gesunden Wald?

"Junge Bäume schützen wir meist durch kleine Gitter vor dem Wildeinfluss, bis sie aus dem Einflussbereich des Wildes entwachsen sind. Je nach Standort erstellen wir aber auch grossflächigere Zäune: dies geschieht vor allem, um die natürliche Verjüngung des Waldes zu fördern. Weiterhin legen wir grossen Wert darauf, vom Borkenkäfer befallene Bäume so schnell wie möglich aus dem Wald zu entfernen, damit sich der Borkenkäfer nicht noch weiter ausbreitet. Da viele unserer Wälder mit empfindlichen Fichten bestockt sind ist dies besonders wichtig, um grossflächigen Ausfällen vorzubeugen. Die entstandenen Lücken bepflanzen wir mit anderen, ebenfalls standortgerechten Baumarten."

Wie können Privatpersonen zum Schutz von Wäldern beitragen?

"Am besten greifen Privatpersonen so wenig wie möglich in das Ökosystem des Waldes ein und gehen nur auf ausgewiesenen Wegen spazieren oder joggen. Zudem sollten sie nicht nachts in den Wald gehen, damit die Wildtiere nicht gestört werden. Wenn das Wild durch unnatürliche, äussere Einflüsse gestresst wird, frisst es automatisch mehr. Das Ökosystem des Waldes gerät dann aus dem Gleichgewicht.

Ein guter Leitfaden zum Verhalten im Wald ist der 'Wald-Knigge', welcher unter www.afw-ctf.ch mit Filmen und Dokumenten angeschaut werden kann."

Welche Vorteile hat das Pflanzen von Bäumen für den Wald?

"Indem gezielt standortgerechte Bäume gepflanzt werden, unterstützen und fördern wir direkt die Biodiversität des Waldes. Die Samen für die Jungbäume werden hier in Liechtenstein und in Graubünden geerntet, im Landesforstbetrieb in Schaan grossgezogen und dann als ca. 30 cm hohe Pflanzen eingebracht. Ein ideales System, denn so bekommen wir heimische, angepasste Pflanzen mit sehr kurzen Transportwegen."

Wieso sind Mischwälder so bedeutsam für das Waldklima?

"Stufige Mischwälder gelten als widerstandsfähigste Wälder: durch ihre Biodiversität weisen sie ein deutlich geringeres Risiko gegenüber Schäden durch Insekten, Pilze, Windwurf und Schneedruck auf. Durch die Artenvielfalt und die Stufigkeit kann der Mischwald den Ausfall einzelner Bäume jederzeit problemlos kompensieren und seine Funktionen ungehindert ausüben."

Vielen Dank an Herr Zyndel für die interessanten Einblicke in das faszinierende Ökosystem des Waldes!

 

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